Augen, Knochen, Nerven: Nachlassende Leistungsfähigkeit des Körpers ernstnehmen!

Nachlassende Leistungsfähigkeit

Fitte Senioren sind oft eigentlich gar nicht so fit, wie es ihr Körper glauben macht. Schuld sind die unaufhaltbaren Alterserscheinungen. Sie können früher locker bewältigbare Situationen – etwa einen Fahrrad-Ritt über Stock und Stein – zum Problem machen.

Vor allem, wenn der Körper einen noch nicht mit den typischen “Alterszipperlein” plagt, fällt es vielen Senioren schwer, zu akzeptieren, dass sie sich dennoch zurückhalten und vorsichtiger sein müssen, als noch vor zehn, fünfzehn Jahren. Schuld ist die unbemerkt nachlassende Leistungsfähigkeit des Körpers.

Kognitive Dissonanz?

Unverständlich: Weder schmerzen einen die Gelenke beim Aufstehen oder bei Wetterumschwüngen, noch hat das Augenlicht merklich gelitten und auch die Hände sind noch so ruhig und zitterfrei wie einst, als man als Lehrling an der Werkbank stand und mit einer Feile Millimeter vom Metall abhob. Und trotzdem rät einem alle Welt, man müsse jetzt, wo der 70. Geburtstag gefeiert wurde, mehr auf sich achten – warum bloß?

So oder so ähnlich reagieren sehr viele Senioren auf die Sorgen ihrer Mitmenschen – und natürlich tun sie das auch verständlicherweise. Denn wenn man sich nicht alt fühlt, hält es praktisch keiner für nötig, sich dennoch anders zu verhalten. In Wahrheit jedoch müssen Senioren, selbst wenn sie sich nicht alt fühlen, in jedem Lebensbereich vorsichtiger, mit weniger Elan und Übermut reagieren. Warum der Körper dabei auch ohne merkliche Altersgebrechen eine maßgebliche Rolle spielt, erklären die folgenden drei Gründe.

1. Das Auge

Längst nicht jeder Senior trägt auf der Nase eine Brille. Und dennoch hat bei praktisch allen die Sehkraft in den vergangenen Jahrzehnten merklich nachgelassen. Das Gefährliche daran ist, dass es schleichend geschieht, oftmals ohne dass man es wirklich bemerkt. Doch zu den Sehbeeinträchtigungen, die praktisch immer im Alter auftreten müssen nicht nur Kurz- oder Weitsichtigkeit gehören, sondern vor allem:

  • Verringerte Kontrastempfindlichkeit
  • Anpassungsfähigkeit insgesamt
  • Reaktionszeit auf unterschiedliche Distanzen
  • Reduzierte Lichtaufnahme
  • Vermindertes Farbsehen
  • Eingeengtes Sehfeld
  • Geringere Tiefenwahrnehmung

Im Alltag fällt das selten auf. Und hier lauert die erste Gefahr, vor allem für autofahrende Senioren: Bei Nachtfahrten, Ein- oder Ausfahren in/aus Tunneln, Heranfahren an Ampeln etc. schafft das Auge nicht mehr die gleichen hochwertigen Informationen ins Gehirn wie früher – und das auch noch langsamer.

Allein schon deshalb sollten Senioren immer:

  • Sich vorausschauender bewegen
  • Immer alle Lichter einschalten, auch wenn es noch hell ist
  • Sich an Treppen, Kanten usw. lieber zweimal vergewissern
  • Eine kleine Taschenlampe am Schlüsselbund haben
Einmal pro Halbjahr zumindest zum Augenoptiker gehen und dort in einem zehnminütigen Test kurz den Ist-Zustand der Augen bewerten lassen. Das kostet meist nichts, kann aber helfen, frühzeitig Sehverschlechterungen zu erkennen, bevor sie zum Problem werden.

2. Die Knochen

206 Knochen befinden sich im menschlichen Körper – alle extrem belastbar. Bloß: Wer in früheren Jahren schon mal eine Fraktur hatte, der weiß: Unzerstörbar ist unser Gerüst, das hauptsächlich aus Kalk, Magnesium und Kalzium besteht, sicher nicht.

Das Problematische daran ist vor allem, dass die Stabilität und Elastizität der Knochen im Alter generell abnimmt. Dreimal so hoch ist das Risiko, als Senior einen Bruch zu erleiden als in jüngeren Jahren. Bloß: Auch diese Tatsache ist vielen nicht bewusst. Und zusammen mit der verringerten Sehkraft und der weiter unten zu findenden erhöhten Reaktionszeit wird daraus ein Cocktail, der bei Rentnern für einen überproportional hohen Anteil an Frakturen sorgt:

  • Die Knochen brechen schneller
  • Sie brechen rascher mehrfach
  • Die Frakturen verheilen langsamer
  • Die Bruchstellen sind hinterher noch weniger stabil
Leistungsfähigkeit im Alter

Beim Wintersport ist das Risiko für Brüche fast 50%. Auf solche Sportarten sollten mit Rücksicht auf ihre Knochen also auch fitte Senioren am besten verzichten.

In ganz besonderem Maße trifft das alle bewegten Senioren, die gerne Radfahren oder andere Outdoor-Aktivitäten frönen: Wo in jungen Jahren beispielsweise der Schädelknochen einen Sturz noch ausgehalten hätte und man nur mit einer Beule und leichten Gehirnerschütterung davon kam, ist im Alter schnell ein lebensbedrohlicher Zustand erreicht, wenn ein Schädelbruch vorliegt.

Deshalb gilt: Auf Rad und Co. absolut immer einen Helm aufsetzen, ganz gleich, wie kurz der Weg ist. Die wichtigsten Eckdaten für gute Helme sind schnell erklärt:

  • Der Helm darf weder zu groß noch zu klein sein
  • Der Kinnriemen sollte sich leicht öffnen und schließen lassen
  • Die Außenschale sollte grellbunt sein, damit man gesehen wird
  • Das Hörvermögen darf nicht eingeschränkt werden

Wer dann noch darauf achtet, dass der Helm so leicht wie möglich ist, reduziert das Risiko, ihn aus Bequemlichkeit nicht aufzusetzen. Doch selbst dann gelten die gleichen Regeln wie bereits unter Punkt 1 genannt. Und zudem:

  • Sich insgesamt langsamer und vorsichtiger bewegen
  • Stolperfallen im Haus eliminieren
  • Bei Regenwetter das Rad besser stehen lassen und zu Fuß gehen
  • Kein Klettern auf ungeeigneten Hilfsmitteln (Stühle, Hocker etc.)
  • Beim Treppensteigen immer eine Hand am Geländer lassen

Natürlich bedeutet das etwas weniger Selbstständigkeit. Aber da Knochenbrüche einen kerngesunden Rentner zum dauerhaften Invaliden machen können, sollte Vorsicht die oberste Regel sein.

3. Nerven & Gehirn

Selbst bei Menschen, die immer fleißig Gehirnjogging betreiben und ihren grauen Zellen täglich neue Anregungen servieren, ist es unvermeidbar, dass dennoch sich das Alter bemerkbar macht. Vor allem in Form von:

  • Verlangsamten Reaktionen
  • Reduzierte Entscheidungs- und Auffassungsgeschwindigkeit
  • Verschlechtertem Gleichgewichtssinn
  • Leichterer Ablenkbarkeit
  • Schnellerer Reizüberflutung
Gehirnjogging für Senioren

Das man im Alter manches nicht mehr versteht, ist eine Mär. Auch Senioren können noch alles erlernen, sie brauchen nur etwas länger als gewohnt dafür.

Insgesamt werden Senioren – ebenfalls oft unbemerkt – bedächtiger im Denken, langsamer in d Auffassungsgabe und weniger wenig in ihren Reaktionen. Die Gründe dafür liegen in der Zusammensetzung bzw. Funktion von Gehirn und Nervenleitbahnen: In jeder Gehirn und Nervenzelle sitzen die Mitochondiren, die ihre Zelle mit Energie versorgen. Im Alter wird deren Leistungsfähigkeit geringer. Dadurch:

  • Verringert sich die Leistungsfähigkeit der Zellen allgemein
  • Brauchen Signale länger, um von unseren Sensoren ins Gehirn und von dort in die Muskeln zu gelangen
  • Werden Informationen nicht mehr so ausführlich gespeichert

Eine gute Nachricht gibt es allerdings: Forscher fanden heraus, dass die Hirnleistung insgesamt im Alter nicht abbaut. Sie wird zwar langsamer, aber nicht weniger leistungsfähig. Als Hauptgrund sehen die Forscher die Tatsache, dass ein altes Gehirn einfach mehr gespeichert hat – im Zweifelsfall oft viele Jahrzehnte an Erinnerungen. Dennoch gilt auch hier:

  • Im Zweifelsfall alles notieren, statt sich merken
  • Sich immer wieder rückvergewissern
  • Keine Aufgaben angehen, die blitzartige Reaktionen erfordern
  • Sich nicht genieren, häufiger nachzufragen

Der Trick aller genannten Punkte ist, sie so in seinen Alltag einzuflechten, dass sie zur Selbstverständlichkeit werden. Denn an etwas gewöhnen kann sich der Körper auch im Alter noch schnell. Bloß muss man ein wenig den eigenen Stolz herunterschlucken und akzeptieren, dass es schwieriger geworden ist, selbst einen fitten Rentnerkörper auch so zu halten.

Alter schützt zwar nicht vor Torheit, aber wer stolz darauf ist, dass er noch so leistungsfähig ist, sollte es auch nicht auf die Spitze treiben und unnötige Risiken eingehen, die ihn nach einem überflüssigen Unfall vielleicht noch schlechter dastehen lassen, als so manche Altersgenossen, die die Jahrzehnte weniger gut überstanden haben, als man selbst.

Recherchequellen

  • http://www.emk.tu-darmstadt.de/~weissmantel/sensi/kap4.pdf
  • http://www.sportscheck.com/ausruestung/helme/ratgeber-helme-modelle-und-sicherheit/
  • http://www.aponet.de/aktuelles/kurioses/20140121-hirnleistung-baut-im-alter-nicht-ab.html

Bildmaterial: RioPatuca Images, auremar & highwaystarz – Fotolia


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