Vermögensaufbau für Rentner – von Hinzuverdienstgrenzen bis zu Anlagehorizonten

Der Ruhestand ist ein Wendepunkt – ein Lebensabschnitt, der neue Freiheiten, aber auch neue Herausforderungen mit sich bringt. Während der Alltag sich oft entschleunigt, bleibt das Thema Finanzen für viele im Fokus. Doch wer glaubt, dass Vermögensaufbau ausschließlich eine Sache jüngerer Jahre ist, irrt. Auch im Alter gibt es zahlreiche Wege, bestehendes Vermögen zu optimieren oder neue finanzielle Projekte anzugehen. Mit klugen Strategien und fundierten Entscheidungen können Rentner ihre finanzielle Zukunft aktiv gestalten.

Was geschieht bei Renteneintritt?

Mit dem Eintritt in den Ruhestand endet für viele Menschen der Anspruch auf vermögenswirksame Leistungen, kurz VL, vom Arbeitgeber, da diese als Bestandteil des Arbeitslohns gelten. Doch das bedeutet keineswegs, dass der VL-Sparvertrag zwangsläufig abgeschlossen sein muss. Vielmehr eröffnen sich auch nach dem Renteneintritt verschiedene Möglichkeiten, den Vertrag weiterzuführen oder flexibel an die veränderte Lebenssituation anzupassen. Der Ruhestand kann somit eine Chance sein, das Vermögen gezielt weiter auszubauen.

  • Kündigung des Sparvertrags: Viele Rentner entscheiden sich dafür, den VL-Vertrag nach dem Renteneintritt zu kündigen, um auf das angesparte Kapital zuzugreifen. Dabei sollte jedoch beachtet werden, dass eine Kündigung während der gesetzlichen Sperrfrist von sieben Jahren als „prämienschädlich“ gilt. Dies führt zum Verlust der staatlichen Förderung, macht das gesparte Geld jedoch sofort verfügbar.
  • Fortsetzung der Einzahlungen: Alternativ besteht die Möglichkeit, die Einzahlungen privat fortzusetzen. Bis zu 40 Euro monatlich können weiterhin auf den bestehenden Sparvertrag eingezahlt werden. Insbesondere bei Bausparverträgen gestaltet sich dies meist einfach. Für Fonds- oder Banksparpläne kann es jedoch notwendig sein, Rücksprache mit dem Anbieter zu halten, um die Konditionen zu klären.
  • Vertrag ruhen lassen oder Rate anpassen: Wer keine weiteren Beiträge leisten möchte, kann den Vertrag bis zum Ende der Laufzeit ruhen lassen. In dieser Zeit bleibt das angesparte Vermögen angelegt und profitiert weiterhin von Zinsen oder Wertsteigerungen. Alternativ besteht auch die Möglichkeit, die monatliche Sparrate zu reduzieren, um den Vertrag an die finanzielle Situation anzupassen. Diese Optionen eignen sich besonders für Rentner mit begrenzten Mitteln, da sie keine oder nur geringe zusätzliche Belastungen verursachen.

Zusatzverdienst im Ruhestand

Der Ruhestand eröffnet nicht nur die Chance, lang gehegte Hobbys zu vertiefen oder neue Interessen zu entwickeln, sondern bietet auch die Möglichkeit, die Haushaltskasse mit einem Nebenjob aufzubessern. Für viele Senioren ist dies weit mehr als eine rein finanzielle Entscheidung: Es ist eine Gelegenheit, aktiv zu bleiben, soziale Kontakte zu pflegen und weiterhin am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Weniger bekannt ist, dass ab dem Renteneintrittsalter auch durch einen Nebenjob vermögenswirksame Leistungen genutzt werden können – vorausgesetzt, der neue Arbeitgeber unterstützt diese Form der Vermögensbildung.

Bei der gesetzlichen Rentenversicherung gelten sie daher grundsätzlich als meldepflichtiger Hinzuverdienst, was bei der Ausübung eines Nebenjobs berücksichtigt werden muss. Allerdings wurden die Hinzuverdienstgrenzen bei der regulären Altersrente und der vorgezogenen Altersrente vollständig aufgehoben. Seit dem 01.01.2023 können Senioren unbegrenzt hinzuverdienen, ohne dass ihre Bezüge gekürzt werden.

Hinzuverdienstgrenzen für Rentner beachten

Allerdings gelten für Rentner, die eine Erwerbsminderungsrente beziehen, besondere Hinzuverdienstgrenzen. Seit dem 01.01.2024 sind diese Grenzen wie folgt festgelegt:

  • Die Hinzuverdienstgrenze bei teilweiser Erwerbsminderung liegt bei 37.117,50 Euro pro Jahr.
  • Die Hinzuverdienstgrenze bei voller Erwerbsminderung beträgt 18.558,75 Euro jährlich.

Diese Regelungen sollten bei der Entscheidung für einen Nebenjob im Ruhestand beachtet werden, um sicherzustellen, dass zusätzliche Einkünfte nicht zu einer Kürzung der Rentenleistungen führen.

Vermögenswirksame Leistungen optimal nutzen

Trotz der neuen Freiheiten gibt es einige Aspekte, die beachtet werden sollten, um den finanziellen Vorteil optimal zu nutzen:

  • Meldepflicht des Einkommens: Vermögenswirksame Leistungen zählen als Bestandteil des Lohns und sind daher meldepflichtig. Arbeitgeber müssen die Zahlungen entsprechend in den Lohnunterlagen angeben, was bei der Steuererklärung relevant wird. Eine sorgfältige Dokumentation hilft dabei, Unstimmigkeiten zu vermeiden.
  • Arbeitnehmersparzulage: Rentner mit einem Nebenjob können unter bestimmten Bedingungen weiterhin die staatliche Förderung für VL – die sogenannte Arbeitnehmersparzulage – beantragen. Hierbei spielt die Einkommensgrenze eine entscheidende Rolle. Bleibt das Gesamteinkommen aus Rente und Nebenjob unterhalb der festgelegten Grenze, steht dieser Zuschuss zur Verfügung. Besonders attraktiv ist diese Möglichkeit für Rentner, die mit geringem Zeitaufwand einen Nebenverdienst erzielen und gleichzeitig von zusätzlichen Fördermitteln profitieren möchten.

Neben dem finanziellen Aspekt hat ein Nebenjob für Senioren auch psychologische und soziale Vorteile. Die regelmäßige Aktivität kann das Gefühl von Sinnhaftigkeit und Produktivität fördern, während der Kontakt mit Kollegen und Kunden die sozialen Bindungen stärkt. Gleichzeitig können die durch vermögenswirksame Leistungen erzielten Sparbeträge für zukünftige Anschaffungen, Reisen oder als finanzielle Reserve genutzt werden.

Finanzielle Strategien für den Ruhestand

Vermögensaufbau SeniorenDer Aufbau finanzieller Sicherheit im Alter erfordert eine durchdachte Planung und Diversifikation der Anlagestrategien. Neben den vermögenswirksamen Leistungen, die einen soliden Grundstein legen, gibt es zahlreiche kreative und effektive Ansätze, um im Ruhestand finanziell gut aufgestellt zu sein. Hier sind einige strategische Überlegungen:

  • Langfristige Investments: Senioren sollten bei langfristigen Investments eher auf risikoärmere Optionen setzen, um finanzielle Sicherheit zu gewährleisten. Neben ETFs und Fonds sollten insbesondere Dividendenfonds oder konservative ETFs gewählt werden, da sie geringere Risiken bieten. Diese Anlagestrategien ermöglichen es älteren Anlegern, stabile Erträge zu erzielen und das Vermögen langfristig zu sichern, ohne hohe Risiken einzugehen.
  • Diversifikation und Risikomanagement: Diversifikation ist ein entscheidender Faktor für langfristige Investments im höheren Alter. Eine breite Streuung der Anlagen auf verschiedene Investmentformen, wie z. B. konservative ETFs, Dividendenfonds und Bankprodukte, sorgt dafür, dass mögliche Schwankungen der Finanzmärkte abgefangen werden können. Dies schafft eine solide finanzielle Basis und langfristige Sicherheit im Ruhestand.
  • Immobilien als finanzielle Basis: Immobilien sind im Ruhestand oft nicht nur ein Wohnsitz, sondern auch eine zentrale Säule der Altersvorsorge. Eigentümer haben die Möglichkeit, durch verschiedene Modelle finanzielle Vorteile zu erzielen. Mieteinnahmen aus vermieteten Immobilien schaffen langfristige Einkommensströme und sorgen für finanzielle Stabilität im Ruhestand. Eine weitere flexible Option ist der Teilverkauf der Immobilie. Hierbei kann Kapital freigesetzt werden, ohne das eigene Zuhause vollständig aufzugeben. Diese Strategie ermöglicht es Senioren, liquide Mittel zu schaffen und gleichzeitig in der vertrauten Umgebung zu bleiben, was sowohl emotional als auch finanziell vorteilhaft sein kann.
  • Sparpläne und flexible Anlageprodukte: Im Ruhestand ist es entscheidend, auf finanzielle Flexibilität zu setzen, und hier spielen Sparpläne sowie flexible Anlageprodukte eine wichtige Rolle. Bank-Sparpläne bieten Sicherheit und feste Zinserträge, auch wenn die Renditen eher begrenzt sind. Sie sind eine verlässliche Basis für die Altersvorsorge. Flexible Anlageformen hingegen bieten zusätzliche Anpassungsfähigkeit und ermöglichen es, kurzfristig auf unvorhergesehene Kosten zu reagieren. Sei es für Renovierungen, medizinische Ausgaben oder andere unvorhersehbare Ausgaben – diese Anlagen schaffen finanzielle Spielräume und sorgen für die nötige Sicherheit im Ruhestand.

Der Renteneinstieg markiert keinen Schlussstrich unter den Vermögensaufbau. Vielmehr eröffnen sich neue Möglichkeiten, finanzielle Ziele zu erreichen oder bestehendes Kapital zu verwalten. Rentner sollten die verschiedenen Optionen sorgfältig prüfen, um ihre finanzielle Sicherheit zu stärken und ihre Lebensqualität im Ruhestand zu optimieren. Ob durch fortgesetztes Sparen, Investitionen oder den strategischen Einsatz von Immobilien. Mit der richtigen Planung lässt sich auch im Alter Vermögen effektiv aufbauen.

Recherchequellen

[1] https://www.vermoegenswirksame-leistungen.de/rentner-und-renteneintritt/
[2] https://www.gesetze-im-internet.de/vermbg_2/__13.html
[3] https://www.deutsche-rentenversicherung.de

Bildquellen: Zitze & Janina Dierks – Adobe/Fotolia


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