Eine großartige Person erzählte mir neulich von Ihrer Kindheit: Da war es durchaus üblich, dass Backsteine im Ofen vorgeheizt wurden, um dann in den Kinderbetten als Heizpilz zu fungieren. Oder dass Essen warm gehalten wurde, indem man es im Topf in Handtücher und Bettdecken einschlug und dem späten Heimkehrer zu verkündigen: „Das Essen ist im Bett!“. Es ist inzwischen keineswegs mehr trivial, solche Strategien zu kennen. Sei es, um aus Gründen der Suffizienz weniger Energie zu verstoffwechseln, oder um angesichts emporschäumender sozialer Ungleichheit den allernötigsten Lebensunterhalt für sich und das eigene Umfeld zu sichern. Denn die Wirtschaftskrise hat begonnen.
Man muss sich vor Augen führen: Die durchschnittliche Netto-Monatsrente für Männer im Westen betrug 2021 1.218 Euro (bei Frauen in den alten Ländern gar nur 809,- Euro). Stellt man diesen Summen allein die Mietkosten gegenüber, wird das hohe Armutsrisiko großer Bevölkerungsteile klar ersichtlich. Doch dies gilt auch für junge Familien – gar für den gesamten unteren Mittelstand. 40 % der deutschen Haushalte wären bei einer Rechnung von 1150,- EUR sofort zahlungsunfähig.
Was also tun, wenn der Markt versagt und die aktuelle Generation Mensch Federn lassen muss. Die fetten Jahre sind vorbei und das gilt auch für das eigene Wirtschaften, sofern man nicht weiterhin mit gesichterten hohen Bezügen gesegnet ist. Wo lässt sich konkret ansetzen, außer politisch aktiv zu werden?
Downsizing-Strategien für den eigenen Alltag
Folgende Anregungen werden fortlaufend erweitert und umsortiert:
- Versorgungsnetzwerke über soziale Kontakte aufbauen, Tauschhandel durchführen, Hilfe öffentlicher Einrichtungen oder von Stiftungen in Anspruch nehmen
- Besitz veräußern
- Den Geist beschäftigen: Bücher, Spaziergänge, Zeichnen, Schreiben. Es gibt unzählige geistige Tätigkeiten, die seit Jahrtausenden sehr verbrauchsarm funktionieren
- Es geht aber auch modern: Apps wie „Too Good To Go” nutzen, um überschüssige Lebensmittel abzugreifen
- Second-Hand-Läden besuchen, Straßenflomärkte aufstöbern
- Basteln: Recycling und Upcycling von bestehenden Materialien
- Nutzen, statt Besitzen: Offene Bücherschränke, Werkzeugverleih, entsprechende Leih-Dienste im Internet nutzen
- Immmer nur soviel Wassererhitzen wie man tatsächlich gerade braucht und Wasser zum Kochen mit dem Wasserkocher vor erhitzen. Spart Energie als alles auf dem Herd zu erhitzen
- Plastik Mülltüten gänzlich vermeiden: Ohne geht es auch, wenn man ab und zu den Mülleimer auspült. So kann man bis zu 200 Müllbeutel im Jahr einsparen
- Mit Nachbarn und Freunden einen Müllspaziergang organisieren. Ist lokal, hilft der Umwelt und stärkt die nachbarschaftlichen Beziehungen. Kinder haben Spaß daran, wenn ihnen eine kleine “Mitmachprämie” versprochen wird.
- Steckdosen oder Stecker mit Ausschaltern umrüsten, um die Standby Stromverbraucher auszuschalten.
- Repair-Cafés und Selbsthilfewerkstätten
- Mit dem Fahrrad oder zu Fuß unterwegs sein
- Gemeinschaftsräume nutzen, Vereinsleben reaktivieren
- Essbare Nutzpflanzen in der Region: z. B. via Mundraub.org
- Urlaube in der Region / autofreie Urlaube durchführen
- Über Kleinanzeigemärkte und Aushänge arbeiten, ggfs. auch analoge Kanäle nutzen
- Zeitungspapier oder ähnliches auf Schränke und hohe Ablagen/Regale legen, um sie vor Staub und Verkrustungen abzuschirmen (insbesondere in der Küche)
- Kühlnischen mit Käseglocken und Buttertöpfen können den Kühlschrankverbrauch reduzieren
- Milchreis ankochen und dann von selbst köcheln lassen (wirkt wie ein eigenes Kraftwerk)
- Manuell vor elektrisch: Zahnbürste, Kaffeemühle, Dosenöffner möglichst unelektronisch nutzen
- Nach dem Kartoffelkochen das Restwasser als Rohrreiniger nutzen
- Wurzeln von Himbeeren können abgekocht als Spülwasser gegen Halsentzündungen helfen
- Leerstand nutzen: Lokale Verwaltungen auf umfunktionierbare Einrichtungen ansprechen (Büroräume in alten Fabriken, alten Kirchen etc.)
- Der Weg ist das Ziel: Als Gruppe oder Hausgemeinschaft Unternehmungen wie Wandertage wieder kultivieren
- Pro-Kopf-Flächenverbrauch hinterfragen: Wenn sich die Lebensumstände ändern die Wohnung wechseln, Wohnprojekte oder Mehrgenerationenwohnen kultivieren
- Wäscheständer rekultivieren
- Mehrfachstecker an allen Stromquellen und Zeitschaltuhren an Steckern können Energie sparen
- Aufladbare Akkus sollten gegenüber Barrieren vorgezogen werden
- Aus Umweltgesichtspunkten ist es sinnvoll, besonders Computer, Laptops und Handys so lange zu nutzen wie möglich. Denn hier verursacht die Herstellung den Großteil der Umweltbelastungen – und nicht die Nutzung.
- Je mehr Proteine und Kalorien ein Essen enthält, desto aufwendiger ist die Verdauung und desto wärmer wird einem dabei. Im Sommer also leicht essen, im Winter entsprechend den Temperaturen.
Bitte ergänzen Sie die Zusammenstellung über die Kommentarfunktion! Gerne auch kurz & knapp!
Immmer nur soviel Wasser erhitzen wie man tatsächlich gerade braucht
Das Wasser zum Kochen mit dem Wasserkocher vorerhitzen, spart Energie als alles auf dem Herd zu erhitzen
Plastik Mülltüten gänzlich vermeiden. Ohne geht es auch, wenn man ab und zu den Mülleimer auspült. So kann man bis zu 200 Müllbeutel im Jahr einsparen.
Mit Nachbarn und Freunden einen Müllspaziergang orgnisieren. Ist lokal, hilft der Umwelt und stärkt die nachbarschaftlichen Beziehungen. Kinder haben Spaß daran, wenn ihnen eine kleine “Mitmachprämie” versprochen wird.
Auch kleine Spendenbeiträge helfen in der Masse und beruhigen das soziale Gewissen 😉
Steckdosen oder Schalten an Steckern wählen, um die Standby Stromverbraucher auszuschalten.