Vorsicht, laut! Ab wie viel Dezibel leidet die Gesundheit?

Lautstärke Senioren

Baustellen, Verkehrslärm, schreiende Kinder – tagtäglich sind wir zahlreichen lauten Geräuschen ausgesetzt. Die Auswirkungen dieser ständigen Geräuschkulisse werden gerne unterschätzt. Dabei ist Lärmschutz gerade für Senioren wichtig, denn Lärm wird im Alter mehr und mehr zur gesundheitlichen Belastung. Doch wann genau ist laut eigentlich zu laut? Wir haben zusammengetragen, welche Lautstärke noch gesund ist, ab wann es gefährlich wird und mit welchen Maßnahmen man sich am besten vor Lärm schützen kann.

Die Dezibel-Skala: Wie misst man Lautstärke?

Für die Lautstärkemessung wird die Maßeinheit Dezibel eingesetzt. Gemessen wird dabei der Schalldruck: jener Druck, den Schallwellen ausüben, wenn sie auf das Trommelfell im Ohr treffen. Je stärker das Trommelfell durch die Schallwellen zum Schwingen gebracht wird, desto lauter ist das Hörsignal, das im Gehirn ankommt.

Die Dezibel-Skala funktioniert dabei etwas anders als viele bekannte Maßeinheiten. Sie steigt logarithmisch: alle 10 dB verdoppelt sich die wahrgenommene Lautstärke. Beispielsweise werden 50 dB als doppelt so laut empfunden wie 40 dB.

Was wird als normale Lautstärke empfunden?

Üblicherweise wird ein Wert zwischen 40 und 65 dB als „normal“ empfunden. Doch das Lautstärkeempfinden ist subjektiv. Manche Geräusche stören mehr als andere, auch wenn sie vielleicht gar nicht so viele Dezibel erreichen.

Ein Beispiel: Das laute, aber nur kurz ertönende Martinshorn eines vorbeifahrenden Rettungswagens wird häufig als weniger störend empfunden als das Surren eines Gerätes im Hintergrund, wenn man konzentriert lernen möchte.

Einige typische Lautstärken

ca. 10 dB leises Laubrascheln im Wind
ca. 30 dB Flüstern
ca. 50 – 60 dB normale Gesprächslautstärke
ca. 70 – 90 dB Verkehrslärm auf einer Hauptstraße
ca. 100 dB Martinshorn eines Krankenwagens aus 10 m Entfernung
ca. 120 dB lautes Händeklatschen aus nächster Nähe (< 1 m)
ca. 140 dB Silvesterfeuerwerk

Ab wann ist Lärm schädlich?

Wird der Schalldruck unangenehm, spricht man von Lärm. Schon wenig über der normalen Gesprächslautstärke ist Vorsicht angebracht. Denn ab ca. 85 dB über einen längeren Zeitraum kann das Gehör bereits Schaden nehmen – beispielsweise beim lauten Musikhören.

Ab der Schmerzschwelle bei etwa 120 dB fühlen wir tatsächlich Schmerz beim Hören. Spätestens jetzt gibt der Körper ein eindeutiges Zeichen, dass der Schalldruck zu stark ist. Schon eine kurze Überbelastung kann einen Tinnitus, Hörsturz oder Schwerhörigkeit zur Folge haben.

Eine dauernde, geringere Lärmbelastung ist allerdings nicht weniger gefährlich – denn Lärm löst Stress aus. Das beginnt bei etwa 60 bis 65 dB. Der menschliche Körper schüttet die Stresshormone Cortisol und Adrenalin aus, was Herzfrequenz und Blutdruck erhöht. Auf Dauer kann das zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen, darüber hinaus zu Schlafstörungen und Depressionen.

Für ältere Menschen ist diese Dauerbelastung besonders gravierend. Eine Studie aus Kanada hat gezeigt: Mit zunehmendem Alter fällt es immer schwerer, die Geräuschkulisse auszublenden. Deshalb ist Lärmreduktion für Senioren ungemein wichtig.

Auf einen Blick: Aufwirkungen von verschiedenen Lautstärken

ab 40 dB nicht schädlich, kann jedoch die Konzentration stören
ab 60 dB erste Hörschäden bei Dauerbelastung möglich, erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
ab 85 dB Hörschädigung bei längerer Einwirkung
ab 120 dB Schmerzschwelle, führt schon nach kurzer Zeit zu bleibenden Hörschäden

Was tun gegen Lärm?

Um das eigene Gehör langfristig zu schützen, ist es essenziell, die Lärmbelastung im Alltag zu reduzieren. Nachstehend einige Tipps, Hilfsmittel und Methoden, mit denen das am besten gelingt:

Raumakustik im Eigenheim optimieren

In älteren Wohnungen und Häusern, die bereits seit Jahrzehnten bewohnt werden, sind die baulichen Schallschutzmaßnahmen oft nicht ausreichend. Die Raumakustik beschäftigt sich damit, wie der Lärm in Innenräumen gemindert werden kann.

Beispielsweise mit den richtigen Möbeln: Das Aufhängen einiger Akustikbilder oder Wandpaneele aus speziellen, schallschluckenden Materialien kann Wunder wirken. Ein schalldämpfender Vorhang, Polstermöbel oder Teppiche reduzieren ebenfalls den Lärm.

Für Senioren, deren Rente eher schmal ausfällt, sind diese Maßnahmen eine günstige Option, um ohne teure Umbaumaßnahmen für eine gesündere Raumakustik zu sorgen.

Laute Geräte ausschalten oder austauschen

Viele Geräte verursachen sogar im Standby leise Geräusche – daher ist es sinnvoll, unbenutzte Geräte ganz auszuschalten, z. B. den Computer. Auch Fernseher und Radio sollten nicht für eine ständige Hintergrundbeschallung sorgen.

Für eine laute Hintergrundkulisse sind außerdem viele Haushaltsgeräte verantwortlich. Inzwischen gibt es aber bereits Spülmaschinen und Co., deren Lautstärke unter 40 dB liegt – gerade einmal so viel wie ein leises Gespräch. Wenn ein Gerät ohnehin ausgetauscht werden muss, lohnt es sich, beim Neukauf auf die Geräuschentwicklung zu achten.

Vorsicht beim Musikhören

Beim Musikhören gilt: Die Kopfhörer lieber nicht zu laut einstellen, um die Gefahr eines Hörschadens zu reduzieren. Und noch ein Tipp zum Thema Kopfhörer: Spezielle Noise-Cancelling-Kopfhörer helfen dabei, sämtliche Umgebungsgeräusche auszublenden, um bei denklastigen Tätigkeiten für Ruhe zu sorgen.

Bewusste Ruhepausen

Zu guter Letzt erhalten bewusste Ruhepausen die Gesundheit. So lieb man beispielsweise seine Enkel hat, manchmal wird die kindliche Lautstärke einfach zu viel. Sich regelmäßig an einen ruhigen Ort zu begeben und bewusst nichts zu hören, tut nicht nur dem Gehör, sondern auch der Seele gut.

Ein Buch lesen, eine Yoga-Einheit einlegen oder einen Spaziergang im Wald machen – kleine Aktivitäten wie diese reduzieren den psychischen Stress, der aus der Lärmbelastung resultiert. Dann kann der nächste Enkelbesuch wieder entspannt stattfinden.

Lärmreduktion für einen gesunden Ruhestand

Gesundheit wird mit zunehmendem Alter ein immer präsenteres Thema. Allerdings findet Lärm als Risikofaktor oft zu wenig Beachtung. Wer sich bewusst mit dem Thema auseinandersetzt, die Grenzen kennt und möglichst viele unnötige Lärmquellen ausschaltet, sorgt für einen gesunden Lautstärkepegel im Alltag und damit einen entspannten Ruhestand.

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