Rente aufbessern: So lässt sich die gesetzliche Rente wenige Jahre vor Renteneintritt noch erhöhen

Rente aufbessernDie gesetzliche Rente ist dafür bekannt, zumeist nicht übermäßig großzügig zu sein. Der durchschnittliche Pensionist in den alten Bundesländern Deutschlands erhält etwa 700 Euro pro Monat. In den neuen Bundesländern sind es 826 Euro. Zum Vergleich: Im Nachbarland Österreich beträgt die durchschnittliche Rente 1.211 Euro. Für viele angehende Rentner stellt sich deshalb die Frage: Wie kann ich meinen Pensionsanspruch in den letzten Jahren vor Rentenantritt noch erhöhen, um mir so einen besseren Lebensstandard leisten zu können? Besonders relevant ist die Frage für Menschen, die bereits vor gesetzlichen Pensionsalter in den Ruhestand gehen möchten.

Die Basis – Berechnung des Rentenanspruchs

Um vernünftig kalkulieren zu können, sollte man primär einmal die zu erwartende Höhe des Rentengelds wissen. Dazu kann man einen Versicherungsverlauf bei der Deutschen Rentenversicherung anfragen. Weil dieser oftmals Fehler aufweist, lohnt es sich jedoch auf jeden Fall, den Rentenanspruch über eine erste Rentenberechnung selbst zu errechnen. Das funktioniert durch folgende Formel: Entgeltpunkte × Zugangsfaktor × aktueller Rentenwert × Rentenartfaktor ist gleich die monatliche Rente.

Dabei sind vor allem die Entgeltpunkte relevant, die dem jährlichen Einkommen im Vergleich zum Durchschnittseinkommen entspricht. Der Zugangsfaktor erhöht oder verringert die Rente durch ein früheres oder späteres Rentenantrittsalter. Der Rentenwert bestimmt die tatsächliche Rente und steigt und fällt mit den durchschnittlichen Bruttolöhnen in Ost- und Westdeutschland. Den Faktor Rentenart kann man getrost übersehen, wenn man lediglich in Altersrente geht.

Länger arbeiten – Für die Erhöhung der Rente lohnenswert?

Bleibt man länger in der Berufswelt und zahlt so länger ein, wirkt sich das natürlich positiv auf die Rentenhöhe aus.

Konkret wird die Rentenhöhe für jeden Monat Berufstätigkeit nach der Regelaltersgrenze um 0,5 Prozent erhöht. Damit kann die Rente etwa durch zwei weitere Berufsjahre um 12 Prozent gesteigert werden. Hat man etwa einen Rentenanspruch von 1.100 Euro kann man so nach zwei Jahren mehr Berufstätigkeit ganze 1.232 Euro beziehen. Die Rente kann durch maximal fünf Jahre längeres Arbeiten werden – mit dem 6. Arbeitsjahr nach der Regelaltersgrenze erhöht sich der Rentenanspruch nicht mehr weiter.

Zweifellos lohnt es sich, länger als für die volle Rente notwendig zu arbeiten. Mit ganzen 6 Prozent mehr Pensionsanspruch pro Jahr kann man signifikant mehr Rente erhalten, vorausgesetzt, man findet die Motivation und den Ehrgeiz, länger berufstätig zu sein. Es gibt jedoch zweifellos andere Möglichkeiten, die Rente wenige Jahre vor der Regelaltersgrenze zu erhöhen.

Rentenerhöhung durch freiwillige Einmalzahlungen

Rente aufbessernDie monatliche Rente kann zusätzlich durch einmalige Einzahlungen in die Pensionsversicherung erhöht werden. Das wurde in den vergangenen Jahren nur lediglich jährlich von etwa 500 bis 1000 Menschen genutzt. Durch die niedrigen Zinsen wird die Möglichkeit, den Pensionsanspruch durch Einmalzahlungen zu erhöhen, wieder attraktiv.

Hierbei handelt es sich allerdings nicht um Zahlungen von ein paar Euros, sondern um signifikante Summen im vier- bis fünfstelligen Bereich. Wie funktioniert der Vorgang in der Praxis? Genutzt wird ein kleiner Trick – der jedoch völlig legal ist. Im ersten Schritt teilt man der Rentenversicherung mit, dass man vorhat, vorzeitig in Pension zu gehen (vor 65 Jahren derzeit). Man sucht um eine Ausgleichszahlung an, weil man beispielsweise bereits mit 63 in Pension gehen möchte und bittet um eine Berechnung der Ausgleichszahlung für die fehlenden zwei Jahre. Dafür zahlt der zukünftige Rentner eine Einmalzahlung von 8.000 Euro pro Jahr ein – in diesem Fall 16.000 Euro.

Dadurch könnte man bereits mit 63 Jahren in Pension gehen, ohne Abschläge tragen zu müssen. Konkret würde ein zwei Jahre früheres Rentenalter 62 Euro Abschlag mit sich bringen. Gleichzeitig ist man jedoch nicht verpflichtet, tatsächlich mit 63 in Pension zu gehen. Vielmehr hat man die Option, kann aber auch einfach weiterarbeiten. Geht man dann mit 65 tatsächlich in Pension, erhält man die volle Rente zuzüglich 62 Euros pro Monat. Statistisch betrachtet ist die Option besonders für Frauen angesichts der höheren Lebenserwartung lohnenswert.

Private Zusatzrenten – Rentabel?

Abseits der gesetzlichen Rentenversicherung hat man die Möglichkeit, auf zusätzliche, private Pensionsversicherungen zu setzen. Die bekannteste unter ihnen ist die staatlich geförderte Riester-Rente. Sie kostet mindestens 4 Prozent des rentenversicherungspflichtigen Einkommens. Besonders lohnenswert ist die Versicherung für Menschen mit Nachwuchs, der derzeit Anspruch auf Kindergeld genießt. Das Geld erhält dabei der Kindergeldempfänger, bei verheirateten Paaren die Mutter, auf Antrag der Vater.

Handelt es sich bei der Riester-Rente um eine lohnenswerte Privatversicherung? Zweifellos kann sich die Zusatzrente in der Pension bezahlt machen. Insbesondere ist das der Fall, wenn man einschätzt, über viele Jahre seine Rente genießen zu können. Ansonsten kann es Sinn machen, sich einen Überblick über andere private Pensionsangebote zu machen.

Rente aufbessernDas Angebot an privaten Pensionsversicherungen ist groß. Dadurch sind auch die Unterschiede bei Qualität und Preis groß. Tatsächlich sollten private Altersvorsorgen besonders auf ihre Zuverlässigkeit und Krisenfestigkeit überprüft werden. Während die gesetzliche Pensionsversicherung unabhängig von der Finanzmarktentwicklung wirtschaftet, sind viele private Altersvorsorgen von Fonds, ETFs und Ähnlichem abhängig. Bei einem Einbruch am Finanzmarkt besteht das Risiko, dass die tatsächliche Vorsorge für das Alter schrumpft oder schnell nicht mehr vorhanden ist. Das sollte im Vorhinein in Betracht gezogen werden, der Lebensstandard in der Pension sollte nicht davon abhängig gemacht werden.

Fazit über die tatsächliche Rentenerhöhung kurz vor der Pension

Zweifellos ist es möglich, eine höhere Rente wenige Jahre vor der Pension möglich zu machen. Primär ist das allerdings nur über Einmalzahlungen und private Zusatzversicherungen möglich. Alternativ kann man die Rente durch zusätzliche Arbeitsjahre erhöhen. Dadurch kann der Rentenanspruch um 6 bis 30 Prozent gesteigert werden. Hat man das nötige Bargeld für Einmalzahlungen oder Zusatzversicherungen nicht, ist Berufstätigkeit nach der Rentenaltersgrenze wohl die beste und lohnenswerteste Option.

Bildquelle: Bjoern Wylezich & beeboys – Fotolia


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