Die Enkelkinder sind auf der Welt und bei den Großeltern stellen sich wieder die mütterlichen beziehungsweise väterlichen Gefühle ein. In dieser für die leiblichen Eltern schwierigen und gleichwohl unvergleichbar schönen Lebensphase kommt auf Oma und Opa eine wichtige Aufgabe zu. Die Unterstützung steht im Vordergrund, denn von wem können die frischgebackenen Eltern besser lernen, als von ihren eigenen Erzeugern? Doch wie weit darf diese Hilfe gehen? Wann wird aus Unterstützung Einmischung und welche Mittel und Wege gibt es für Großeltern?
Fakt ist: Auch wenn Großeltern bereits eigene Kinder großgezogen haben, so durchleben sie in der neuen Phase ebenfalls einen wichtigen Lernprozess.
Wie sieht dieser Lernprozess aus?
Großeltern müssen sich daran gewöhnen, dass es ihre eigenen Kinder sind, die sich nun weiterentwickelt haben und selbst Nachkommen gezeugt haben und diese großziehen. Sie müssen die leiblichen Eltern also auch als solche respektieren und sie nicht als junge und unerfahrene Menschen sehen. Das kann mitunter ein schwieriger Prozess werden, denn der Enkel ist eben nicht das eigene Kind. Das heißt, im Zweifel haben immer die Eltern das letzte Wort. Liebgemeinte Unterstützung ist zwar immer richtig und wird sicher von den Kindern auch gewünscht ja sogar gefordert, aber übermäßig viel Hilfestellung kann schnell den falschen Eindruck erwecken. Im schlimmsten Fall fühlen sich die leiblichen Eltern nicht ernst genommen und in ihrer Fähigkeit und Autorität untergraben. Diese Einmischung kann also schnell den Eindruck des Unterschätzens hervorrufen.
Was hat sich in den vergangenen Jahren geändert?
Doch wie haben sich Großeltern geändert in den letzten Jahrzehnten? Früher hatten diese häufig ein beinahe negatives Image, bekräftigt der Soziologe Francois Höpfinger in einem Interview mit der ZEIT (siehe Quellenangaben unten).
Sie galten als zu unmodern und man warf ihnen vor, die Enkel nur zu verwöhnen. Außerdem waren sie häufig körperlich und geistig nicht mehr fähig, sich um ihre Enkelkinder zu kümmern. Heute sind Großeltern im Allgemeinen gesünder, aktiver und innovativer.
Aufgrund der niedrigeren Lebenserwartung fielen Großeltern früher im Grunde keine erzieherischen Maßnahmen zu. Dennoch hat sich gerade in der Nachkriegszeit und der antiautoritären Phase der 1969er Jahre eine Konfliktlinie entwickelt, die in dieser Form vorher noch nicht vorhanden war. Denn während die Generation um John Lennon und Co. ihren Kindern mehr Freiräume gewährten, stammten die Eltern noch aus einem strengeren Umfeld, sodass dort die eine oder andere Meinungsverschiedenheit hinsichtlich der Erziehung der Enkel entstand.
Im Laufe der Zeit relativierte sich dies jedoch und heutzutage sind zumindest die Werte hinsichtlich der Erziehung beinahe die gleichen.
Welche Aufgaben kommen auf Großeltern heute zu?
Großeltern sind heute dynamischer und aktiver, als sie das noch vor Jahrzenten waren. Das heißt, dass sie auch viel mehr unternehmen können. Die Altersvorsorge ist bei den meisten Senioren geregelt, sodass sie sich nicht zusätzliches Geld verdienen müssen. Dementsprechend ergab eine Statistik aus dem Jahr 2014. dass 34 Prozent aller befragten Senioren ihre Zeit zur Betreuung der Enkel zur Verfügung stellen. Unterstützung von den Großeltern wird gewünscht und gefordert, zumal viele Eltern heutzutage häufig früher in das Berufsleben zurückkehren als noch vor zwanzig Jahren. So kommt es durchaus zu verzweifelten Hilferufen, wenn etwa die Kita streikt oder ein wichtiger Termin ansteht, der nicht vorhersehbar war.
Der große Unterschied zu früher: Großeltern sind bei der Geburt ihres ersten Kindes im Durchschnitt, das besagt zumindest eine Statistik der OECD, 50 bis 55 Jahre alt. Diese Zahl hat sich nicht einmal grundlegend geändert. Allerdings sagt die Statistik darüber hinaus, dass die aktive Zeit der Senioren noch mindestens 17 Jahre anhält. Hier zeigt sich der große Unterschied zu damals. Denn die Großeltern können auch bei rasenden und spielenden Kindern besser mithalten, sind eher bereit, sich zu körperlichen Aktivitäten hinreißen zu lassen und nehmen schlicht mehr am Leben teil, als dies noch vor 50 Jahren der Fall war.
Doch durch das Alter der Großeltern stehen diese oft noch voll im Berufsleben, zumal viele junge Familien ihren Lebensmittelpunkt nicht mehr in der unmittelbaren Nähe haben. Das birgt zwei Probleme: Zum einen sehen sich Großeltern und Enkel dann seltener und zum anderen kann es vorkommen, dass diese im Umkehrschluss versuchen, in der wenigen Zeit, die sie mit ihren Enkeln unter Umständen verbringen können, auch erzieherisch tätig zu werden.
“Das haben wir früher immer so gemacht”: Müssen sich Großeltern an alle Regeln halten?
Es sind die Eltern, die die Regeln aufstellen, wenn es um die Erziehung der Kinder geht. Dabei kommt die Frage auf, ob Großeltern diese auch immer befolgen. Häufiger Konfliktpunkt ist dabei das Verwöhnen der Enkel mit Süßigkeiten oder das lange Aufbleiben bei Übernachtungen.
Bei Oma und Opa ist einfach mehr gestattet, soviel steht fest. Allerdings darf die Autorität beider Elternteile keinesfalls untergraben werden. Denn das sorgt für schlechte Stimmung in der Familie. Häufig dürfen die Enkel fast alles und die Eltern beschweren sich darüber. Aber die gute Nachrichte dabei ist, dass Kinder durchaus in der Lage sind, zwischen Eltern und Großeltern zu differenzieren. Also erkennen diese oftmals an, dass es sich bei dem Verwöhn-Programm um Ausnahmeregelungen handelt. Denn meistens bekommen die Großeltern die Sonnenseiten der Kindererziehung zu spüren. Für die „undankbaren“ Aufgaben sind dann doch die leiblichen Eltern verantwortlich.
Wie können Großeltern ihre Kinder unterstützen?
Es gibt diverse Mittel und Wege, wie Großeltern ihre Kinder sowie Enkel unterstützen können. Das kann in finanzieller Hinsicht sein oder in Hinblick auf die Freizeit. Im Grunde ist die körperliche Verfassung und die eigene Freizeit der ausschlaggebende Indikator. Befinden sich Oma und Opa bereits im Rentenalter, sind jedoch dennoch fit genug, um Ausflüge zu unternehmen, so haben sie eine große Bandbreite an Möglichkeiten, die über eine herkömmliche finanzielle Absicherung weit hinausgehen und das Band zwischen Enkel und Großeltern stärken. Alltag- oder besondere Problemlagen erfordern gerade bei jüngeren Eltern die Hilfe aller Beteiligten. Großeltern können dies auf unterschiedliche Art und Weise gewährleisten:
Ausflug mit dem Enkel
Die Eltern entlasten und Zeit mit den Enkeln verbringen, das sind die entscheidenden Vorteile, die ein „Oma-Opa-Enkel“-Ausflug birgt. Dabei können auch Großeltern, die nicht mehr so gut zu Fuß sind, diese Angebote wahrnehmen. Viele Attraktionen sind inzwischen vollkommen barrierefrei zu erreichen. Ob mit den öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem eigenen PKW, auch die Anreise ist oftmals nicht mehr das Problem. Mit ein bisschen Kreativität können tolle Ziele in der unmittelbaren Nähe gefunden werden, die allen Beteiligten einen schönen Tag bereiten.
Finanzielle Absicherung der Enkel
Eine sinnvolle finanzielle Absicherung ist ein weiterer Weg, seine Enkel zu unterstützen und ihnen für die Zukunft einen unbeschwerten Weg zu ebnen. Dabei gibt es unterschiedliche Variante, die sich hier anbieten:
- Eine private Zusatzversicherung
- Überschüsse bei Unfallversicherungen als Sparbuch anlegen
- Fonds anlegen, um dem Kind den Einstieg in das Erwachsenenalter zu erleichtern
Es empfiehlt sich bei dieser Thematik, einen Experten aufzusuchen, der Auskunft darüber erteilen kann, welche Form der finanziellen Vorsorge Großeltern ihren Enkeln am besten ermöglichen. Denn eins steht fest: Durch kleine Beträge, die monatlich angespart werden, können die eigenen sowie die Kindeskinder in Zukunft sinnvoll alimentiert werden.
Sonstige Möglichkeiten der Unterstützung
Eine Umfrage von STATISTA aus dem Jahr 2015 hat ergeben, dass Großeltern mittlerweile eine breite Palette an Aufgaben wahrnehmen, um ihre Kinder zu unterstützen. Dabei handelt es sich um Babysitter-Dienste, das Erteilen von Ratschlägen, das Beherbergen der Kinder oder die gemeinsamen Aktivitäten. Auch die Hilfe im Haushalt sowie die finanzielle Unterstützung wurden in dieser Umfrage des Öfteren genannt.
Recherchequellen
- http://www.zeit.de/online/2008/51/interview-grosseltern
- https://www.greenstories.de/blog/warum-es-bei-oma-und-opa-schoener-sein-darf
- http://www.statistik-bw.de/FaFo/Familien_in_BW/R20123.pdf
- http://de.statista.com/statistik/daten/studie/163493/umfrage/art-der-unterstuetzung-bei-der-familienarbeit-durch-grosseltern/
Bildquellen: Pixabay © FeeLoona (CC0 Public Domain 1.0) & Pixabay © skeeze (CC0 Public Domain 1.0)
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