Haus bauen im Alter – ist das noch möglich?

Haus bauen im Alter

Im Alter fällt vieles schwieriger, wie auch ein eventueller Hausbau. Wer dennoch plant, zum ersten Mal oder erneut ein Haus zu bauen (bzw. bauen zu lassen), steht vor einer gewissen Hürde. Das Haus sollte seniorengerecht sein, eine Finanzierung kann zum Problem werden und generell ist es schwieriger, selbst noch kräftig anzupacken. Doch ist vom späten Hausbau wirklich gleich abzuraten?

Noch vor einiger Zeit war es Standard, dass sich vor allem Menschen um die 30 für einen Hausbau entscheiden. Der Klassiker: Beide Partner stehen mit beiden Beinen im Leben, haben feste und langjährige Jobs, sprechen über die Familienplanung und sind möglicherweise verheiratet. Der oftmals logische Schluss in diesem Alter ist der Traum vom eigenen Haus.

Doch auch in anderen Altersklassen, sowohl jünger als auch älter als 30, wird viel gebaut. Darauf haben sich auch Banken eingestellt, die mittlerweile häufige Baufinanzierungen und Kredite auch ohne Altersgrenze vergeben.

Der Hintergrund ist klar: Eine Finanzierung sollte nicht allein vom Alter abhängig gemacht werden, sondern – wie bei allen anderen Bauherren auch – vor allem von der Bonität. Dennoch war es lange Zeit schwierig, als älterer Mensch eine Finanzierung für einen Neubau zu erhalten.

Seniorengerecht planen

Bereits in jungen Jahren wird dazu geraten, beim Hausbau auch schon an das Seniorenalter zu denken. Natürlich mag es noch viele Jahre hin sein, aber früher oder später freuen sich die ehemaligen Bauherren möglicherweise über ebenerdige Duschen und andere Einrichtungskniffe. Spätere Umbaumaßnahmen sind bekanntlich sehr teuer, sodass ein sinnvolles Vorplanen für ein barrierefreies Wohnen schon in jüngeren Jahren angeraten wird.

Wer aber erst im Alter sein Eigenheim baut, der hat grundlegend schon ganz andere Ansprüche als jüngere Menschen. Generell verändern sich im Verlaufe des Lebens die Bedürfnisse der Menschen. Eine barrierefreie Wohnung bzw. ein Haus ist hier nicht alles. Junge Menschen denken oft nur darüber nach, dass sie beim Hausbau beispielsweise auf barrierefreie Eingänge und Duschen achten sollten. Im Seniorenalter gibt es bei einem Haus aber weitaus mehr mögliche Probleme.

Vielleicht ist das Objekt generell zu groß, um es noch alleine zu pflegen. Eventuell stellen die Treppen ein Problem dar oder das Grundstück mit all den Pflanzflächen ist zu groß. Auch diese Punkte sollten daher beachtet werden, sowohl in jungen Jahren als auch beim späteren Hausbau als Rentner.

Zum Bauen ist man nie zu alt

Hausbau barrierefreiMaria Böhmer von der Barrierefreiheit-Beratungsstelle der Bayerischen Architektenkammer äußerte sich zu dem Thema mit den Worten, dass man nie zu alt zum Bauen sei [1]. Wissen müssen Senioren lediglich, dass man mit dem Alter anders baut als die jüngere Generation. Die Bedürfnisse und auch Prioritäten sind schlichtweg anders.

Das liegt einerseits an der familiären Situation, die mit 30 anders als mit 60 aussieht. Gleichzeitig können bereits Mobilitätseinschränkungen bestehen oder es gibt Hinweise darauf, welche Probleme in Zukunft auftreten könnten.

Die Finanzierung ist entscheidend

Wie bei 30-jährigen ist es auch im Rentenalter beim Hausbau vor allem entscheidend, ob eine Finanzierung realisiert werden kann. Nur selten hat jemand so viel Eigenkapital, um sich ein Haus direkt zu erwerben oder bauen zu lassen. Eine Baufinanzierung oder eine andere Kreditform muss her und hierfür wird entsprechend Bonität vorausgesetzt.

Das kann natürlich im Alter etwas schwierig werden, je nachdem, wie hoch die eigene Rente ausfällt. Gleichzeitig kann es im Alter aber auch einfacher sein, einen Hausbau zu realisieren, da Menschen durch ihre Lebensjahre schon einiges an Geld ansparen konnten.

Mit mehr Eigenkapital erhöht sich auch bei schlechter Bonität die Chance, eine Finanzierung zu erhalten. Eine negative Schufa wiederum ist ein kritischer Fall, da Banken hier in der Regel sehr genau hinschauen. Es ist ratsam, bereits im Vorfeld einer Anfrage eine kostenlose Selbstauskunft zu beantragen, um sich über den eigenen Schufa-Stand zu informieren [2]. Das spart Zeit und Nerven.

Es kommt beim Thema Bonität und Finanzierung aber grundlegend auf das genaue Alter an. Wer beispielsweise mit 50 baut, steht ebenfalls fest auf der Karriereleiter, hat sich wahrscheinlich bereits hochgearbeitet und gute Finanzpolster aufgebaut. Diese Kunden sind bei Banken sogar gerne gesehen [3]. Doch auch mit einem höheren Alter sollte es kein Problem sein, eine gute Bank zu finden, die eine Finanzierung ab 100.000 Euro ermöglicht. Je mehr Eigenkapital eingebracht wird, desto positiver wird die Entscheidung ausfallen. Wenn das Rentenpaar zudem über eine relativ hohe Rente verfügt und nicht über den eigenen Verhältnissen lebt oder plant, spricht nichts gegen eine saubere Finanzierung.

Die Größe ist besonders relevant

Hausbau SeniorenIm Vergleich zu Familien bauen Senioren vor allem kleinere Häuser. Sie müssen in der Regel nur noch für einen oder zwei Bewohner bauen, je nachdem, ob sie alleinstehend oder verheiratet sind. Durch die Tatsache, dass kleinere Häuser benötigt werden, ist natürlich auch der Preis geringer. Das wirkt sich positiv auf die Finanzentscheidung aus, da weniger Kapital finanziert werden muss.

Viele Paare im Alter bauen Häuser, die unter 100 Quadratmetern liegen. Die meisten Experten sind sich einig, dass ein Haus zu zweit theoretisch nicht größer sein muss. Eine geringere Größe, wie 80 oder 90 Quadratmeter, ist für Senioren gleichzeitig auch viel praktischer. Die Fläche lässt sich einfacher pflegen und reinigen, die Wege sind kürzer und der Bau insgesamt preiswerter.

Der richtige Standort

Für Senioren außerdem wichtig ist auch die Lage. Junge Menschen sind in der Regel mobil und haben kein Problem damit, zum Einkaufen mit dem Auto zu fahren oder für einen Arztbesuch. Senioren wiederum müssen damit rechnen, dass sie möglicherweise irgendwann nicht mehr mobil sind. Aus diesem Grund ist eine gute Verkehrsanbindung beim Baustandort entscheidend. Alternativ sind Einkaufsgeschäfte, Ärzte und auch kulturelle Angebote direkt fußläufig erreichbar.

Ebenerdig und barrierefrei

Der Klassiker beim Bauen im Alter ist natürlich ein ebenerdiges und barrierefreies Haus. Ein Bungalow benötigt auf dem gewählten Grundstück aber viel Platz und ist daher je nach Grundstücksgröße nicht immer realisierbar.

Hier gibt es zwei Lösungsansätze. Entweder wird ein zweistöckiges Haus bereits so geplant, dass die relevanten Räume (Küche, Schlafzimmer, Wohnzimmer und Bäder) im Erdgeschoss sind. Alternativ könnte bei Problemen mit der Mobilität auch ein Treppenlift eingebaut werden. Hier ist es lediglich ratsam, bereits bei der Planung der Treppe daran zu denken, dass ein späterer Treppenlift (ob nun gebraucht oder nicht) auch Platz findet.

Technische Lösungen integrieren

Ein weiterer Punkt, der vor allem bei jüngeren Menschen beliebt ist, sind technische Lösungen. Dabei geht es der jüngeren Generation vor allem um smarte Steuerungen und mehr Komfort. Für ältere Menschen können technische Systeme aber durchaus einen großen Unterschied ausmachen. Ein Staubsauger wird beispielsweise irgendwann ziemlich schwer und der Transport von Zimmer zu Zimmer anstrengend. Hier kann eine Sauganlage optimal geeignet sein, die bereits beim Hausbau integriert wird.

Fördergelder mitnehmen

Senioren Hausbau FördergeldJe nachdem, wo gebaut werden soll, gibt es abhängig des Bundeslandes auch verschiedene Förderungsmöglichkeiten. Diese Förderprogramme unterstützen unter anderem auch das barrierefreie Wohnen, sodass Senioren Zuschüsse erhalten können, um sich den Traum vom altersgerechten eigenen Heim zu erfüllen.

Die Zuschüsse sind natürlich nur ein kleiner Teil der ganzen Summe, sodass es stets mit dem Eigenkapital und der Banken-Zusage steht und fällt – aber dennoch ist ein Förderungsgeld eine tolle Angelegenheit!

Recherchequellen:

[1] https://www.n-tv.de/ratgeber/Jetzt-zaehlen-andere-Beduerfnisse-article20374912.html
[2] https://www.kreditheld.de/schufa-auskunft/
[3] https://www.wz.de/ratgeber/haus-und-garten/bauen-im-besten-alter-geht-das-noch_aid-34803913


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