Fußschmerzen und unsicherer Gang: Ballenzeh erhöht Sturzgefahr bei Senioren

Ballenzeh

Schon kleinere Stürze können für Menschen im hohen Alter fatale Folgen haben. Das Sturzrisiko lässt sich mindern, indem etwa die Wohnung seniorengerecht umgebaut wird und die Muskeln auch im Alter regelmäßig trainiert werden. Ein anderer Risikofaktor wird in diesem Zusammenhang jedoch häufig übersehen: Die Fußfehlstellung Hallux valgus (Ballenzeh) betrifft rund 35 Prozent der über 65-Jährigen und verursacht nicht nur Schmerzen, sondern erhöht auch die Sturzgefahr.

Ballenzeh, Hallux valgus, Schiefzehe oder Frostballen: viele Namen für ein und dieselbe Fußfehlstellung. Bei der laut Ärzteblatt häufigsten Deformität des Vorfußes ist die Innenseite des Fußes in der Höhe des Großzehengrundgelenks geschwollen und der große Zeh steht schief in Richtung der mittleren Zehen. Das ist allerdings weit mehr als nur ein kosmetisches Problem.

Abgesehen von den Schmerzen und der Enge im Schuh, die das Gehen unangenehm machen, verursacht der Ballenzeh noch weitere Probleme: Er beeinträchtigt die Balance und sorgt häufig dafür, dass Betroffene nur noch kleine, unsichere Schritte machen. Im schlechtesten Fall führt dies zu einem gefährlichen Sturz. Eine 2006 von Wissenschaftlern der australischen La Trobe University publizierte Studie konnte einen Zusammenhang zwischen Hallux valgus und einem erhöhten Sturzrisiko nachweisen. Von 176 Senioren im Alter von durchschnittlich 80 Jahren litten diejenigen, die im Untersuchungszeitraum stürzten, häufiger an starkem Hallux valgus, Fußschmerzen und anderen Beschwerden wie eingeschränkter Flexibilität im Fußgelenk.

Die schiefe Zehe kann also zu einer echten Gefahr für Senioren werden. Doch wie kommt es überhaupt zu der Fehlstellung? Ein Ballenzeh kann bereits in jungen Jahren auftreten, doch ältere Menschen sind häufiger betroffen. Bei Frauen liegt die Wahrscheinlichkeit, einen Hallux valgus zu entwickeln, etwa neunmal höher als bei Männern – einerseits, weil bei ihnen das Bindegewebe flexibler ist, andererseits, weil sie häufig Absatzschuhe tragen. Doch auch bei Männern führt schlechtes und zu enges Schuhwerk häufig zur Ausbildung eines Ballenzehs.

Auf hohe Absätze verzichten, passende Schuhe tragen und auch mal barfuß gehen: So kann man der Entstehung eines Hallux valgus vorbeugen. Doch selbst, wer dies zeitlebens beherzigt hat, kann die Fehlstellung unter bestimmten Umständen nicht verhindern – zum Beispiel bei einer genetischen Veranlagung.

Entwicklung eines Ballenzehs in vier Stadien

  • 1. Stadium: Der große Zeh ist um etwa 20 Grad in Richtung der anderen Zehen geneigt, an der Fußinnenseite befindet sich eine bereits deutlich sichtbare, manchmal gerötete Ausbeulung. Häufig sind Betroffene in diesem Stadium noch beschwerdefrei, es können aber auch erste Schmerzen auftreten.
  • 2. Stadium: Aufgrund einer Entzündung des Schleimbeutels verspüren Betroffene in diesem Stadium meistens Schmerzen, wenn sie den Fuß bewegen. Der große Zeh ist nun bereits etwa um 30 Grad geneigt, es kann ein Kribbeln an der Zehinnenseite auftreten.
  • 3. Stadium: Ist der große Zeh um bis zu 50 Grad geneigt und schiebt er sich über den angrenzenden Zeh, kommen häufig zu Bewegungsschmerzen auch Ruheschmerzen und ein Taubheitsgefühl hinzu.
  • 4. Stadium: In diesem Stadium ist die Neigung des großen Zehs mit bis zu 90 Grad bereits extrem stark; die Schmerzen dehnen sich bis auf den Mittelfuß aus und die Kleinzehen zeigen ebenfalls Veränderungen aufgrund der Fehlstellung auf.

Wer solche Symptome bei sich beobachtet und vermutet, dass er einen Ballenzeh entwickelt, sollte dies so früh wie möglich von einem Arzt abklären lassen. Bestätigt sich der Verdacht, kann dieser geeignete Therapiemaßnahmen anordnen. Dabei spielt in den ersten Stadien die Orthopädietechnik eine entscheidende Rolle: Hilfsmittel wie Einlagen, Bandagen oder Zehenspreizer können für eine Linderung der Schmerzen sorgen und im besten Fall eine Verschlimmerung der Fehlstellung verhindern. Weitere Bestandteile der Therapie eines Ballenzehs können Krankengymnastik und spezielle, von Physiotherapeuten angewandte Mobilisationstechniken sein. Unter Umständen kommen auch schmerzlindernde, entzündungshemmende Medikamente zum Einsatz.

Bei starken Beschwerden und hohem Leidensdruck hilft oft nur noch eine Operation. Diese ist zwar ebenfalls mit Unannehmlichkeiten verbunden, doch sie kann womöglich Schlimmeres verhindern, denn erst die Korrektur des Vorfußes und des Gewebes ermöglicht wieder ein sichereres Gehen. Zwar kann es nach der Operation einige Wochen dauern, bis Schmerzen und Schwellungen abgeklungen sind, doch die Chancen, dass Patienten durch die Behandlung dauerhaft beschwerdefrei werden, stehen gut. Nichtsdestotrotz sollte man nach dem Eingriff umso mehr darauf achten, den Fuß nicht falsch zu belasten und bei der Qualität und Passform der Schuhe keine Kompromisse machen.

Recherchequellen

[1] https://www.aerzteblatt.de/archiv/133154/Therapie-des-Hallux-valgus
[2] https://www.lashoe.de/beratung/infos-zu-hallux-valgus/symptome/
[3] https://gelenk-doktor.de/hallux-valgus/hallux-diagnose-entstehung-operation-prognose
[4] https://www.tk.de/techniker/service/gesundheit-und-medizin/behandlungen-und-medizin/orthopaedische-erkrankungen/was-ist-ein-hallux-valgus-2018670


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