Zeitenwende: Immer mehr Medikamente werden online gekauft

Medikamente online kaufen

Medikamente online bestellen: Rund 1.200 niedergelassene Apotheken bieten in Deutschland ihre Internet-Dienste an, hinzukommen zahlreiche ausländische Versandapotheken. Der Trend geht eindeutig dahin, Medikamente online zu bestellen. Lesen Sie hier, worauf Sie dabei achten sollten.

Gesetzliche Regelung bezüglich In- und Ausland

Die gesetzliche Regelung in Deutschland ist eindeutig: Apothekenpflichtige Präparate darf nur derjenige verkaufen, der auch eine niedergelassene Apotheke besitzt. Auch der Bezug von Medikamenten aus den Niederlanden, Großbritannien, Schweden und Island ist legal, während aus Tschechien lediglich sogenannte Nahrungsergänzungsmittel bestellt werden dürfen.

Internet-Apotheken, die Online-Dienste anbieten, müssen zudem gewährleisten, dass ausgebildetes Fachpersonal per E-Mail, per Telefon und per Post erreichbar sind.

Warum immer mehr Deutsche die Dienste von Versandapotheken in Anspruch nehmen, liegt dabei auf der Hand: Diese locken häufig mit niedrigen Preisen und insbesondere in abgehängten ländlichen Regionen kann die Entfernung zur nächsten lokalen Apotheke ein Hindernis sein. Zudem schätzen viele die Anonymität und Diskretion von Internet-Apotheken, gerade wenn es um bestimmte Lifestyle-Produkte geht.

Leider ist der Internet-Kauf aber nicht ohne Risiken. Jährlich werden vom deutschen Zoll rund 4 Millionen gefälschte Medikamente beschlagnahmt. Bei Online-Produkten kann es sich um Nachahmungen handeln, die im schlimmsten Fall gesundheitsschädlich sind. Vor allem bestimmte Lifestyle-Produkte wie Potenzmittel, Diätpillen, Wirkstoffe gegen Haarausfall oder verschreibungspflichtige Beruhigungsmittel vom Benzodiazepin-Typ werden gerne zu sogenannten Schnäppchenpreisen im Internet angeboten, meist sitzen die (unseriösen) Anbieter dabei im Ausland. Diese Anbieter werben damit, dass bei ihnen bestimmte Präparate ohne Rezept erworben werden können.

Ein Beispiel mag dies veranschaulichen: Gibt man in der Google-Suchmaske beispielsweise „Benzodiazepine ohne Rezept“ ein, erscheint als erster Treffer ein Anbieter mit einer fragwürdigen Domain. Das Angebot hat sich gewaschen: Feilgeboten werden zahlreiche Benzodiazepin-Präparate, verschreibungspflichtige Z-Substanzen (Zopiclon, Zolpidem), verschiedene rezeptpflichtige Antidepressiva, Barbiturate und opiathaltige Schmerzmittel. Ein ausgewogenes Apotheken-Angebot ist das allerdings nicht. Ein Impressum sucht man auf der Seite vergeblich. Unter der angegebenen Telefon-Nummer meldet sich niemand, auch auf E-Mail-Anfragen kommt keine Antwort. Der Kunde soll bequem im Internet bestellen – dafür aber selbstverständlich in Vorauskasse gehen. Billig sind die Produkte auch nicht gerade: Für eine Packung Xanax soll man etwa rund 90 Euro auf den Tisch legen.

Produkte erreichen Käufer nicht

Medikamente online kaufenJedoch werden verschreibungspflichtige Präparate, die auf solche Art frei verkauft werden, vermutlich niemals ankommen, während das im Voraus bezahlte Geld verloren sein wird. Selbst wenn der Anbieter die Produkte schicken sollte (was er vermutlich nicht tun wird), besteht immer noch das Risiko, dass es sich um Fälschungen handelt oder der Zoll sie abfängt. Medikamentenlieferungen aus dem Ausland werden vom deutschen Zoll streng kontrolliert. Wer illegal Medikamente aus dem Ausland bezieht, macht sich strafbar. Es drohen empfindliche Strafen.

Eines der umsatzstärksten Medikamente im Internet ist allerdings das Potenzmittel Viagra. Hierbei sollte man berücksichtigen, dass es seinen guten Grund hat, warum Viagra in Deutschland verschreibungspflichtig ist: Bei falscher oder missbräuchlicher Einnahme kann es beispielsweise zu unkontrollierbaren Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten kommen. Gefährliche Blutdruckentgleisungen können die Folge sein. Dies gilt besonders für Menschen, die ohnehin schon einen zu hohen Blutdruck aufweisen. Selbst wenn es gelingen sollte, das Medikament illegal aus dem Ausland zu beziehen, ist es nicht ratsam, dieses oder ähnliche Präparate auf eigene Faust einzunehmen.

Faustregel: Zulassung prüfen

Aber wie kann man sich generell vor Betrug schützen? Als Faustregel gilt: Internet-Apotheken, die rezeptpflichtige Präparate zum freien Verkauf anbieten, sind per se unseriös. Versand-Apotheken, die eine Zulassung besitzen, weisen alle ein einheitliches EU-Siegel auf. Achten Sie außerdem auf folgende Punkte:

  • Gibt es ein einfach zu findendes, vollständiges Impressum?
  • Ist die Seite in korrektem Deutsch geschrieben? Betrugsseiten sind häufig in fehlerhaftem Deutsch verfasst.
  • Erscheint das einheitliche EU-Siegel?
  • Wird Vorkasse gefordert? Dann nehmen Sie Abstand.

Wer außerdem nachprüfen will, ob eine Internet-Apotheke eine Zulassung hat, findet eine Liste des Deutschen Instituts für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) unter dem Link https://www.dimdi.de/dynamic/de/arzneimittel/versandhandel/haendler/. Die Liste wird laufend aktualisiert.

Recherchequellen

[1] https://www.dimdi.de/dynamic/de/arzneimittel/versandhandel/haendler/
[2] https://www.idealo.de/magazin/2016/06/27/medikamente-per-klick-bestellen-so-guenstig-sind-online-apotheken/
[3] https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/55178/Verbraucherzentrale-kritisiert-Versandapotheken-Kaum-Beratung


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