Seit der Antike beschäftigt sich die Philosophie mit der Frage nach dem guten Leben. Wie gestaltet man seinen Alltag bestmöglich? In welchem Umfeld und in welcher sozialen Konstellation? Der folgende Gastbeitrag von Konstantin Kirsch widmet sich dem Projekt Waldgartendorf und weist überdies auf ein dort zeitnah stattfindendes Seminar hin.
Für viele Menschen ist die Rente ein angestrebtes Ziel: Endlich raus aus dem Hamsterrad und zur Ruhe setzen! Doch wie geht es weiter, wenn eines Tages dieses Ziel erreicht ist? Ohne Ziele, ohne Ausrichtung, ohne Aufgabe, kann sich dass Leben sehr schnell sinnlos anfühlen.
Die Sinnfrage ist ohnehin ein ganz besonderes Thema. Im Arbeits- und Familienalltag konnte man diese Frage leicht verdrängen, man war genug beschäftigt. Doch mit fortschreitendem Alter und insbesondere mit dem Eintritt in die Rente taucht die Frage nach dem Sinn immer wieder auf: Was ist der Sinn meines Lebens? Kann ich zurückblickend zufrieden mit mir und meinem Leben sein? Was habe ich gemacht aus dem, was ich von meinen Vorfahren bekam? Was werde ich eines Tages meiner Nachwelt hinterlassen?
Ganz aktuell geistert sogar schon der Vorwurf durchs Internet, die ältere Generation hätte den Planeten zugemüllt mit Kohlekraftwerken und Plastiktüten und sollte deshalb nicht nur den Führerschein sondern gleich auch das Wahlrecht mit abgeben!
Man kann bei solchen Vorwürfen zu Recht empört sein über die mangelnde Dankbarkeit der Jugend. Denn nur durch unsere Leistung hat die heutige Jugend einen derart hohen Lebensstandard, der vor wenigen Jahrzehnten noch unerreichbar schien.
Andererseits ist es verständlich und ganz besonders wertzuschätzen, daß die heutige Jugend sich Sorgen macht um Natur und Umwelt und eine Zukunftsperspektive für ihr eigenes Leben wünscht.
In Betrachtung einer größeren Zeitspanne ist auch die Frage, wie es der heutigen Jugend eines Tages gehen wird, sobald sie selbst ins Rentenalter kommen werden: Wie sieht es dann mit der demographischen Entwicklung aus? Wie steht es um die Finanzlage? In welchem Zustand wird der Planet sein, die Natur und das Klima?
Viele dieser Fragen bewegen mich seit Jahrzehnten. Ich war seinerzeit gerade mal 25 Jahre alt gewesen, als meine Mutter überraschend verstarb. Dieses Ereignis veränderte mein Leben grundlegender als ich damals ahnte. Ich sehnte mich nach einem sinnvollen Leben, einem Leben zum Wohle der Natur, des Planeten und aller Mitmenschen.
Vom Großraum Stuttgart, in dem ich aufgewachsen bin und wo ich studiert hatte, ging ich auf die Suche nach dem passenden Stück Land. Ich wollte die Vision einer nachhaltigen Landwirtschaft verwirklichen. Mein ganz spezieller Traum war und ist es lebende Häuser aus Bäumen wachsen zu lassen. Ich nenne diese Bauweise: “Naturbauten”. In Osthessen wurde ich im Jahr 1991 fündig und startete ein Forschungsprojekt auf einem Hektar Land. Nach längerer Beobachtung des Geländes und anschließender Planung startete ich 1993 mit der Anpflanzung tausender Bäume. Mittlerweile wachsen über zehn lebende Häuser in diesem Garten. Es gibt auch eine wachsende Leiter sowie eine Wendeltreppe mit lebenden Sprossen und Geländer.
All dies ist weit mehr als ein Hobby oder Spinnerei. Mittlerweile gibt es Universitäten, die sich intensiv mit dieser Thematik beschäftigen. Mehrfach schon kamen Studenten oder Lehrkräfte um mit mir über meine Arbeit zu reden. Ich stehe darüber hinaus im Austausch mit Pionieren aus vielen Ländern und freue mich, daß immer mehr Menschen Interesse finden mit der Natur zusammen zu arbeiten.
Vor ein paar Jahren habe ich zusammen mit Freunden einen Verein gegründet um gemeinsam mehr erreichen zu können. Der Projekt Waldgartendorf e.V. engagiert sich beispielsweise dafür, daß junge Familien glücklich auf dem Land leben können. Dazu gehört die Weisheit und Erfahrung der älteren Generation sowie naturnahe Kindererziehung. Neben Gartenführungen und Veröffentlichungen bieten wir auch Seminare zu unseren Themen.
Bei all der Arbeit mit lebenden Bäumen habe ich erfahren, daß körperliche Gesundheit ein ganz besonderer Faktor ist. Einerseits kann man als gesunder Mensch besser draußen arbeiten, andererseits fördert das Arbeiten an frischer Luft auch die körperliche Gesundheit. Wer rastet, der rostet, sagt man.
Es kommt hinzu, daß beim Umgang mit Bäumen viele Jahre eingeplant werden müssen. Zwischen Anpflanzung und erster Fruchternte können durchaus 25 Jahre liegen (z.B. Walnuss). Bis zur Fertigstellung lebender Häuser kann es mitunter noch deutlich länger dauern. Wie schön wäre es doch, möglichst lange, ein gesundes, glückliches und sinnvolles Leben tatkräftig gestalten zu können!
Deshalb bin ich sehr froh, daß wir einen außerordentlichen Seminarleiter dazu gewinnen konnten exklusiv bei uns die von ihm entwickelte Jungbrunnen-Methode im Rahmen eines Seminares weiter zu geben. Mehr dazu in der nun folgenden Infobox.
Auf ein langes und sinnvolles Leben!
Ihr Konstantin Kirsch
www.naturbauten.org
www.waldgartendorf.de
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